Verlässlich und planvoll die Zukunft gestalten

Mit dem Finanzbericht 2014 legen das Bistum Aachen und der Bischöfliche Stuhl Aachen zum zweiten Mal ihre Vermögenssituation und ihre Finanzentwicklung nach den Standards des Handelsgesetzbuches offen. Das Bistum folgt damit dem Anspruch nach Transparenz. Sie soll vor allem jenen einen verständlichen und nachvollziehbaren Einblick geben, die mit ihren Kirchensteuerbeiträgen kirchliches Handeln ermöglichen und gleichzeitig als engagierte Christinnen und Christen seelsorgerische und karitative Arbeit mittragen und damit den Glauben zur Wirkung bringen.

Der vorliegende Finanzbericht erlaubt darüber hinaus einen eingehenden Vergleich mit den Kennzahlen und Ergebnissen des Vorjahres. Mit Blick auf die Bilanz zeigt dieser Vergleich, dass sich die Vermögenslage des Bistums Aachen insgesamt nicht nennenswert verändert hat. Größere Veränderungen bei einzelnen Posten der Bilanz sowie beim Jahresergebnis erklären sich aus der langfristig angelegten Finanzstrategie des Bistums.

Für die Finanzplanung des Bistums Aachen sind im Wesentlichen drei Prinzipien maßgeblich:

1. Die Handlungsfähigkeit kirchlicher Arbeit im Bistum  Aachen soll langfristig gesichert werden. Dazu gehört vor allem die Verlässlichkeit gegenüber den Gläubigen in den Kirchengemeinden und den vielen engagierten Christen im Ehren- und Hauptamt.

2. Die Kirche wirkt im unmittelbaren Umfeld der Menschen. Die Planungssicherheit für die Aufgaben in Seelsorge,  Bildung und Verwaltung, die Unterstützung der Arbeit der Caritas, der Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, der Verbände und Organisationen ist eine wichtige Voraussetzung für die Gestaltung kirchlichen Handelns in der Zukunft.

3. Die Kirche braucht finanzielle Handlungsspielräume für kurzfristiges Agieren. Die Flüchtlingsarbeit ist ein aktuelles Beispiel für den Bedarf, auf den die Kirche flexibel und unkompliziert reagieren will.

Auch im Jahr 2014 ist das Bistum Aachen diesen Prinzipien gefolgt. Es hat Finanzmittel zur langfristigen Bestandssicherung den Rücklagen zugeführt und die Zuwendungen für die vielfältigen Aufgaben erhöht. Und es hat Geld zur Förderung von Integrationsmaßnahmen bereitgestellt. Denn der vermehrte Zuzug von Flüchtlingen aus Krisengebieten erhöhte den Bedarf an Personal und Sachmitteln für die seelsorgerische und karitative Arbeit. Der Finanzplanung kam dabei die gute wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zugute. Trotz rückläufiger Katholikenzahlen verzeichnete das Bistum Aachen einen leichten Anstieg der Kirchensteuererträge. Mit rund 70 Prozent sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer die wichtigste Ertragsposition des Bistums.

Es ist allerdings abzusehen, dass allein durch den demografischen Wandel die Einnahmen durch die Kirchensteuer in einigen Jahren spürbar zurückgehen werden. Deshalb ergreift das Bistum Aachen bereits jetzt Maßnahmen, um langfristig handlungsfähig zu bleiben und seinen Verpflichtungen nachzukommen. Dazu gehört unter anderem die Altersversorgung. Die Versorgungszusage für Geistliche und Lehrkräfte ist eine besondere Verantwortung. Das zu diesem Zweck gebildete Sondervermögen muss der wirtschaftlichen Entwicklung gemäß angepasst werden. So waren im Jahr 2014 aufgrund des niedrigen Zinsniveaus erhebliche Zuführungen in die Rückstellung für die Altersversorgung nötig. Dadurch stiegen die Personalaufwendungen im Bistumsetat im Vergleich zum Vorjahr um fast 15 Prozent.

Darüber hinaus verfolgt das Bistum das Ziel, mittelfristig eine Rücklage in Höhe von 300 Millionen Euro zu bilden. Das entspricht dem Volumen eines Jahresetats. Die Rücklage soll mithelfen, künftige Schwankungen der Erträge abzufedern und damit den Bestand der kirchlichen Infrastruktur und ihre Handlungsfähigkeit zu sichern.

Ein weiterer finanzieller Schwerpunkt ist die Arbeit in den Kirchengemeinden. Das Bistum Aachen hat die Zuweisungen für die Kirchengemeinden auch 2014 angehoben. 118 Millionen Euro flossen 2014 in die territoriale Seelsorge.

Die Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge erforderten bereits im Jahr 2014 kurzfristiges Handeln und die schnelle Bereitstellung finanzieller Mittel. So wurde der Migrationsfonds des Bistums Aachen aufgestockt, um Personal einzustellen und konkrete Projekte zu fördern. Inzwischen hat das Bistum Aachen für Integrationsarbeit direkt rund 3,9 Millionen Euro bereitgestellt. Der Einsatz von Finanzmitteln für die laufenden Aktivitäten der Caritas und insbesondere die vielen Projekte in den Pfarreien ist dabei noch nicht mitgerechnet. Bei der genannten Summe wird es nicht bleiben. Denn die Betreuung und Eingliederung der Migranten ist eine langfristige Aufgabe. Am Ende des Jahres 2015 lagen dem Bistum Anträge für eine große Zahl von Projekten vor, deren Förderung im Sinn des kirchlichen Auftrags lohnt.

Das Bistum Aachen ist für die Fortsetzung der kirchlichen Arbeit und die zusätzlichen seelsorgerischen Herausforderungen, die es in unserer Gesellschaft zu meistern gilt, solide aufgestellt und wird in der Finanzplanung dem eingeschlagenen Weg weiter folgen. In diesem Sinn wird auch der Jahresüberschuss verwendet. Er fällt mit 18,5 Millio-nen Euro deutlich geringer aus als das Vorjahresergebnis in Höhe von 80,4 Millionen Euro. Allerdings ergab sich der Überschuss 2013 vor allem durch Sondereffekte aus der ertragswirksamen Auflösung von Rückstellungen. Der Jahresüberschuss 2014 sichert die zukünftige Handlungsfähigkeit des Bistums Aachen mit seinen vielfältigen Aufgaben.

Joachim Eich, Finanzdirektor des Bistums Aachen

Das Bistum Aachen ergreift bereits jetzt Maßnahmen, um langfristig handlungsfähig zu bleiben.