Den Glauben in Bewegung halten

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor Ihnen liegt der Finanzbericht des Bistums Aachen für das Jahr 2014. Das Bistum und der Bischöfliche Stuhl Aachen geben darin ausführlich Auskunft über den Bestand und die Entwicklung ihres Vermögens sowie über die Herkunft und Verwendung der verfügbaren finanziellen Mittel. Mit der Online-Version dieses Finanzberichts gehen wir einen weiteren Schritt der Transparenz. Hier finden Interessierte einen interaktiven Zugang zu den Themen und Kennzahlen.

2014 war für das Bistum Aachen ein besonderes Jahr. Mit den alle sieben Jahre stattfindenden traditionellen Heiligtumsfahrten in Aachen, Kornelimünster und Mönchengladbach konnten wir ein besonderes Fest des Glaubens feiern. Ihr Motto „Glaube in Bewegung“ hat über die Heiligtumsfahrt hinaus Bedeutung für das Bistum Aachen. Denn in Starrheit und bloßem Verharren verfehlt unser Glaube seinen Auftrag und sein Wirken. Als Kirche öffnen wir uns stets neu der Welt und ihren Herausforderungen. Wir sind aufgerufen, uns den Menschen zuzuwenden, insbesondere jenen, die an den Rändern unserer Gesellschaft leben. Unser Auftrag ist, die Barmherzigkeit Gottes in die Welt zu tragen. Mit der Öffnung der Heiligen Pforte in Rom hat Papst Franziskus das Heilige Jahr eröffnet. Er rückt damit im laufenden Kalenderjahr mit starken Symbolen die leiblichen und geistigen Werke dieser Barmherzigkeit in unseren Fokus: Fremde aufzunehmen, Hungernden Essen zu geben, Kranke und Gefangene zu besuchen, Trauernde zu trösten, Zweifelnden Rat zu geben und für die Lebenden und die Toten zu beten.

Gerade in diesen Zeiten ist unser Handeln als Christinnen und Christen gefragt. Krieg, Gewalt und Verfolgung bedrohen das Leben von unzähligen Menschen in verschiedenen Krisenregionen der Welt. In ihrer Not und Verzweiflung verlassen viele von ihnen ihre Heimat und suchen bei uns Schutz. Sie kommen in der Hoffnung, hier ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Ihre Aufnahme und Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Kirche sieht sich dabei allerdings in einer besonderen Verantwortung. Menschen in Not willkommen zu heißen und in die Gemeinschaft einzugliedern, gehört zu ihrem ureigensten Auftrag und Selbstverständnis.

Die Kirche im Bistum Aachen nimmt diesen Auftrag sehr ernst. Dabei geht es vor allem darum, als „Brückenbauer“ den Flüchtlingen in ihrer neuen Heimat Wege zu erschließen und sie bei ihren ersten Schritten zu begleiten. Getragen wird diese Hilfe vor allem von vielen haupt- und ehrenamtlichen Frauen und Männern, die sich in den Pfarreien sowie in den Orden, Verbänden, Stiftungen und anderen kirchlichen Organisationen in der Flüchtlingsarbeit engagieren und in vielen ideenreichen Projekten und Initiativen einen großartigen Einsatz zeigen.

Dieses Engagement kann sich auf eine in Jahrzehnten gewachsene Infrastruktur stützen. Sie bietet den vielfältigen Aktivitäten ein verlässliches Netz. Dazu gehören insbesondere der Caritasverband und die der sozialen Arbeit verpflichteten katholischen Vereine. Mit ihren Fachkräften und ihrer ausgewiesenen Erfahrung in der Beratung und Betreuung bilden sie das Rückgrat kirchlicher Flüchtlingsarbeit – als Träger von Initiativen und Projekten, als Ausbilder und Begleiter der ehrenamtlichen Helfer, als Koordinator der Aktivitäten im Bistum und in der Abstimmung mit außerkirchlichen Akteuren.

Die folgenden Seiten geben einen Einblick in die Flüchtlingsarbeit, die das Bistum, die Pfarreien und die kirchlichen Organisationen im Bistum Aachen leisten. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer Fülle von Aktivitäten. Aber allein diese wenigen Beispiele machen Mut. Denn sie zeigen eindrücklich, was Barmherzigkeit und „Glaube in Bewegung“ bedeuten. Ich bin froh, dass wir die finanziellen Mittel für eine Infrastruktur haben, um diese wichtige Aufgabe zu unterstützen. Die Beispiele verdeutlichen aber auch, dass diese Infrastruktur auf erhebliche Mittel angewiesen ist: Sie kostet Geld, und ihr Ausbau angesichts der aktuellen Herausforderungen wird noch mehr Geld kosten.

Der vorliegende Finanzbericht zeigt, wie wir im Bistum Aachen unsere verfügbaren Finanzmittel dafür einsetzen, um dieses Netz zu erhalten und auszubauen. Für Personal, Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen hat das Bistum Aachen im Jahr 2014 rund 286 Millionen Euro aufgewendet. Darüber hinaus konnten weitere Mittel zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit bereitgestellt werden. Den größten Teil der Aufwendungen dieses Bistumsetats haben die Gläubigen in unserem Bistum mit ihren Kirchensteuerbeiträgen aufgebracht. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.

Die umsichtige Finanzplanung wird auch künftig eine wichtige Aufgabe bleiben – zur verlässlichen Unterstützung der kirchlichen Arbeit und zur Sicherung einer flexiblen Handlungsfähigkeit, wenn der aktuelle Bedarf es erfordert.

Ihr

Dr. Andreas Frick

Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators

Unser Auftrag ist, die Barmherzigkeit Gottes in die Welt zu tragen.

Dr. Andreas Frick, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators

Als 'Brückenbauer' den Flüchtlingen Wege in ihrer neuen Heimat erschließen.